Britisches „Tempora“ Abhörprojekt hält Kinderpornos vor

Edward Snowden berichtet über das britische Abhörprojekt Tempora:

Im Rahmen von Tempora werden dem Whistleblower und dem „Guardian“ zufolge Verbindungsdaten bis zu 30 Tage, aber auch alle Inhalte bis zu drei Tage lang gespeichert, in einem sogenannten Pufferspeicher. „Dieser Zwischenspeicher macht nachträgliche Überwachung möglich, ihm entgeht kein einziges Bit“, sagt Snowden in dem im SPIEGEL veröffentlichten Gespräch.

Mit ein bisschen Polemik könnte man also folgendes korrekterweise behaupten:
Alle über Großbritannien verschickten Formen von Kinderpornografie werden vom britischen Geheimdienst GCHQ vorgehalten.

Und das beste: es entspricht voll und ganz der Wahrheit. 😀

Bundespräsident Gauck: „Die NSA speichert ja nicht in Aktenbänden“

gauck-aktenbände
Der liebe Herr Gauck hat einen klasse Joke gerissen zum Thema NSA-Überwachung:

Wir wissen zum Beispiel, dass es nicht so ist wie bei der Stasi und dem KGB, dass es dicke Aktenbände gibt, in denen unsere Gesprächsinhalte alle aufgeschrieben und schön abgeheftet sind. Das ist es nicht.

Ach so? Na, Netzpolitik.org hat da mal nachgerechnet.

In der Gauck-Behörde sind laut eigenen Angaben 111.200 Regalmeter Unterlagen von der Stasi. Bei 25 Millionen Bytes pro Regalmeter sind das 2,8 Terabyte – und geht damit auf eine handelsübliche Festplatte.

Das Global Information Grid der USA speichert unter anderem im Datencenter in Utah eine Datenmenge, die in Yottabytes gemessen wird. Das sind 360 Milliarden mal so viele Daten wie Stasi-Unterlagen.

In Relation der DDR-Einwohnerzahl zur gesamten Weltbevölkerung heute sind das 6,5 Millionen mal mehr Daten – pro Person.

Na dann! Kann ja alles nicht so schlimm sein.
Aber um das selbst für Maximalsenile wie Herrn Gauck begreiflich zu machen kann man das auch rückwärts rechnen.

Eine Normseite hat 1,5 Kilobyte.
Das Rechenzentrum der NSA in Utah geht in den Yottabyte-Bereich.
Das entspricht 2,5 Billiarden Tonnen in Papierform.
Das ist ungefähr das hundertfache der beiden Marsmonde.

Es ist also „leicht“ untertrieben zu behaupten solche Aktenberge würden die Rotationsachse der Erde verschieben.

Ah, und wo wir bei „Regalmetern“ waren:
360 Milliarden Mal 111.200 Regalmeter ergeben lockere 4,2 Lichtjahre – ungefähr die Entfernung zum nächsten Stern.

So. Und jetzt hoffe ich Jemand erklärt das mal Herrn Gauck und den restlichen „Aber es gibt ja keine Aktenbände“-Pfeiffen.

Disclaimer: für die Berechnungen übernehme ich keine Garantie, Korrekturen bitte einfach mitteilen. 🙂

Die NSA hat auch EU-Vertretungen ausgehorcht

Die NSA hat auch EU-Vertretungen ausgehorcht. Mich überrascht das überhaupt nicht. Generell kann man davon ausgehen, dass die NSA so ziemlich alles abhört, was theoretisch überhaupt nur abzuhören geht.
Ich meine, so würde ich das machen wenn mir der größte Geheimdienst in der Geschichte des Planeten zur Verfügung stehen würde. Wofür Freunde, wenn man alles und jeden ausspionieren kann?

Prinzipiell ist es wohl klüger anzunehmen, dass jede Botschaft und jede Regierung voll ausgehorcht wird.

Christian Stöcker skizziert, worum es bei NSA/GCHQs „Tempora“ geht

Christian Stöcker skizziert, worum es bei NSA/GCHQs „Tempora“ geht, die Quintessenz: es geht um unsere Freiheit. Sofern sie überhaupt noch existiert hat die Demokratie in diesem Punkt völlig versagt.

Denn die Tatsache, dass Briten und Amerikaner – wer noch mitgemacht hat, wird sich noch zeigen müssen – sich diese unerhörte Macht verschafft haben, und zwar ohne die eigene Bevölkerung darüber jemals zu informieren, ist ein Skandal von historischem Ausmaß. Für die Eingeweihten müssen alle Diskussionen um Vorratsdatenspeicherung, Internet-Datenschutz, Facebook und Google regelrecht amüsant gewesen sein. Sie wussten ja: Wir wissen ohnehin längst alles.

In den nächsten Wochen und Monaten wird sich entscheiden, ob die demokratischen Öffentlichkeiten der Welt stark genug sind, sich dem schrankenlosen, totalitären Anspruch westlicher Geheimdienste entgegenzustellen – oder eben nicht.

Den Regierungen war klar, dass sie das eh nicht rechtfertigen können würden, also haben sie es gleich für immer verschwiegen.

Offensichtlich lag Hans-Peter Uhl (CSU) sehr richtig damit als er damals sagte:

Das Land wird von Sicherheitsbehörden geleitet (…) und so soll es auch sein. Das heißt es wäre schlimm wenn unser Land am Schluss regiert werden würde von Piraten und Chaoten aus dem Computerclub. Es wird regiert von Sicherheitsbeamten, die dem Recht und dem Gesetz verpflichtet sind.

Damals ging es um die Quellen-TKÜ, aber es passt hier einfach zu schön. Kein Wunder dass das so am Ende nicht im Protokoll stehen bleiben durfte. Schließlich hatte der Mann ein Mal die Wahrheit gesagt.

Die Illusion der Nicht-Websperren ist passé

Die Illusion mit der Abschaffung der Webzensur im Bund hätte sich das Thema erledigt, hat nur wenige Tage vorgehalten. Bisher wurde ja gemeinhin angenommen, dass uns das Thema über die EU das nächste Mal beschäftigen würde.

Jetzt das: nicht mehr Kinderpornos sind der aktuelle Vorwand für Internetzensur, sondern Glücksspiel. Und da für Glücksspiel die Länder zuständig sind, bestimmen die Ministerpräsidenten.

Iran kappt TOR durch Deep Packet Inspection

Offenbar ist es dem Iran gelungen, durch Deep Packet Inspection den TOR Netzwerkverkehr aufzuspüren und zu unterbinden. Das ist natürlich richtig furchtbar, vom nächsten Revolutionsversuch im Land wird man also noch weniger hören.

Die Grafik des TOR Projekts zeigt sehr gut den Verlauf:

Ein Kommentar hält wohl schon eine Lösung bereit:

Here is the solution for Iranian usres:

??? ?????? ???????? TOR ?? ??? AOL 9.6

(a Persian guide: How to access TOR from iran)

I tested and it worked like charm 😉

Mein persisch/arabisch hat in letzter Zeit nachgelassen, daher…

Auf jeden Fall sei daran erinnert, dass die TOR Entwickler auch gerne Spenden entgegennehmen. Nur falls man der Meinung ist, dass das Geld nicht gerade eine Wikimedia Deutschland benötigt, die ihren eigenen Filz verwaltet, oder ein Wikileaks, das die Wau Holland Stiftung auf Haufen von Geld sitzen lässt, weil sie keine Belege bringen.

Übrigens:
Nein, es ist nicht nötig Paypal zu benutzen, um dem TOR Project Geld zukommen zu lassen, das geht auch über die Wau Holland Stiftung.

Und eine Bitte:
Kurz darüber nachdenken, was uns der Vorfall zeigt:
1. Wie wichtig das TOR Projekt ist
2. Wie fürchterlich DPI heute schon ist

Der Facebook Blocker: Addon für Firefox, Chrome, Safari

Im letzten Jahr hatte ich darüber berichtet, wie man „Facebook beim Surfen auf Drittseiten aussperren“ kann. Das ging noch über den Application Boundaries Enforcer des Firefox Plugins NoScript.

Die Entwickler von webgraph haben diese Idee jetzt zu einem Addon weiterentwickelt: den „Facebook Blocker

This browser extension stops Facebook social plugins—including those within iFrames—from running on sites other than Facebook itself. This includes ‘Like’ buttons, ‘Recommended’ lists, and should also stop any Facebook scripts from tracking your browsing history.

Eine sehr feine Idee, einfach zu installieren, und definitiv einen Test wert.

Huxley vs. Orwell: Amusing Ourselves to Death

Amusing Ourselves to Death
Amusing Ourselves to Death

So ein Comic bringt einen zum nachdenken. Ganz phantastisch illustriert, das kann man gerne mal so einigen Leuten unter die Nase reiben.

Mehr von dem Kaliber unter: http://www.recombinantrecords.net

Danke an Elmar für den Link!

BKA: „Datenschutz hilft Kinderschändern“

Na das ist doch mal eine klare Ansage vom allseits geliebten BKA Chef Zierke:

Datenschutz hilft Kinderschändern

Es geht natürlich darum, dass man „leider leider“ nicht die Verfassung per allgemeiner totaler Vorratsdatenspeicherung brechen darf. Das sagte ja das Bundesverfassungsgericht. Und das versetzt das BKA und dessen Chef wohl in offensichtliche Panik. Also stellt er ungesicherte Mutmaßungen an, und schiebt es auf die „bösen bösen“ Grundrechte. 🙂

Ich frage mich: was macht ein Herr Zierke eigentlich, wenn er nächstes Jahr erklären muss, dass laut BKA-Statistik trotz Verbot der Vorratsdatenspeicherung die Aufklärung von solchen Verbrechen nicht signifikant zurückgegangen ist?
Der Typ tut mir ja fast Leid. 😉

Kinderpornos: bereits anklicken ist strafbar

Eine Warnung an alle Internetnutzer, die im WWW auf Kinderpornos stoßen: auf keinen Fall eine Anzeige bei der Polizei stellen. Wer sowas macht wird angeklagt und verurteilt wegen Besitz von Kinderpornografie.

Denn – so die Schlußfolgerung des Oberlandesgericht Hamburg (wem sonst, war ja klar) – wer Kinderpornos im Computerspeicher hat, der hält sie bereits im Besitz und hat sich damit strafbar gemacht.

Tja, so kann man die Bekämpfung von Kinderpornografie auch verhindern.

Die große Schwester namens ELENA

So langsam wird erst klar, wie abgefuckt dieses ELENA tatsächlich ist. Nicht nur, dass bei ELENA erfasst und an den Staat weitergeleitet wird, wer wie viel verdient. Die ganze Sache geht noch sehr viel weiter, berichtet netzpolitik.org:

Demnach wird ab dem 1. Januar 2010 aufgezeichnet, wer an einem Streik teilgenommen hat. Zudem werden Informationen darüber erfasst, ob rechtmäßig oder wild gestreikt wurde oder Beschäftigte vom Arbeitgeber ausgesperrt wurden. Außerdem sollen Arbeitgeber über Abmahnungen und Kündigungsgründe Auskunft geben, ohne dass die Betroffenen sich dazu äußern können.

Nett, oder? Über 40 Seiten(!) lang ist die Auflistung der Daten, die dabei erhoben werden sollen. Aber „selbstverständlich“ sind die Daten dabei „bestens“ geschützt. Soll heißen: Datenschutzverstöße wie zuletzt bei der Bundesagentur für Arbeit sind also nur eine Frage der Zeit.

Eigentlich hieß es mal, Datenvermeidung sei die erste Regel beim Datenschutz, und nicht Datengier.

Internetzensur: Ein Zukunftsszenario

3sat Neues hat ein Zukunftsszenario zur Internetzensur beschrieben:

Der Schriftsteller Iljia Trojanow hat zusammen mit Juli Zeh ein Buch über staatliche Überwachung geschrieben: „Angriff auf die Freiheit. Wir haben mit den Autoren über die Zukunft nachgedacht.

Das Buch von den Zweien habe ich grade vor mir liegen: „Angriff auf die Freiheit“ – eine „Pflichtlektüre“, wie man mir gesagt hat. Ich bin gespannt.

[via netzpolitik.org]

Freiheit statt Angst 2009 – eigentlich wollte ich ja noch…

Eigentlich wollte ich ja auch noch was zu „Freiheit statt Angst 2009“ schreiben. Es war toll, überwältigend, aufregend, einmalig, am Rande auch von Verbrechen und Terrorismus überschattet. Das ist um so erschreckender, dass ich den guten Alios persönlich kenne, der da einfach so festgenommen wurde. Mein Police-Fear-O-Meter steigt mal wieder brutal an. Ohne die Polizei wäre das alles friedlich verlaufen.

Aber so etwas verdirbt mir das Erlebnis nicht.

Fotos habe ich auch gemacht.
Und ja: ich habe IHN HIER getroffen!

CIMG6185

Sieht irgendwie gut zufrieden aus, der Felix von Leitner. 😉

„Verdachtsunabhängige Kontrolle“ mit Cybercops

Das „Real Life“ Blog zeigt uns, wie „verdachtsunabhängige Kontrolle“ im Netz mit Cybercops aussehen wird:

“Öffnen Sie doch bitte Mal Ihren Cookie-Speicher…”

“Ist das wirklich nötig?”

“Wir haben Hinweise auf illegale Downloads in Ihrem IP-Bereich. Also stellen Sie sich nicht so an”

“Also gut. Aber nur unter Protest…”

“Na, was haben wir denn da: chefkoch.de, Google, Amazon, Gayromeo?”

“Stimmt etwas nicht?”

“Da sind zwei Cookies von Rapidshare…”

“Na und?”

“Sie wissen schon, was das ist?”

“Ja, ein völlig legaler Service”

“Was haben Sie denn da heruntergeladen?”

“Das geht sie nun wirklich nichts an.”

“Sie wissen schon, dass ich ruck-zuck eine Festplattenvisitation beantragen kann?”

„Ich sorge mich zu jeder Zeit um mein Kind und das Internet…“

I worry about my child and the Internet all the time, even though she’s too young to have logged on yet. Here’s what I worry about. I worry that 10 or 15 or 20 years from now she will come to me and say, ‚Daddy, where were you when they took freedom of the press away from the Internet?‘.

Mike Godwin, EFF. Luncheon speech given at technology conference, „New Media Technology: True Innovations or Electric Fork?“ on February 13, 1996.

Heute, 13 Jahre später sind wir auf dem schlimmsten Weg dahin.