9. November (2007) – Schicksalstag der Deutschen

Am Freitag wird ja im Bundestag über die Vorratsdatenspeicherung
entschieden, was der erste riesengroße Meilenstein zur Totalüberwachung
und Eindämmung der freiheitlichen Demokratie ist.
http://blog.kairaven.de/archives/1405-Wenn-…-abstimmen.html

Aber dass das ausgerechnet am 9. November geschehen soll – das kann
einfach kein Zufall sein.

Da läuft mir echt ein Schauer über den Rücken. 🙁

Vielleicht der eine oder andere am Freitag mal daran. Wir stehen an einem
Wendepunkt.

Freie Fahrt für am Ende doch nicht mehr so freie Bürger…

Es ist interessant, wie die Deutschen ihren Freiheitsbegriff
definieren. Da geht es nicht um Meinungsfreiheit oder um Schutz vor
Totalüberwachung, etc. sondern um die Freiheit zu heizen wie doof.

Erst wenn das letzte Auto einen RFID-Chip hat, der letzte Computer
einen Permanenttrojaner bekommt, der letzte Raum ein Zwangsmikro
installiert hat und der Staat auch das letzte Gespräch mithört, dann
werdet ihr merken, dass die Freiheit zu Rasen einen Scheiß wert ist.

So. Musste einfach mal raus.

Die Google-Dystopie

gefunden bei Technology Review:

Die Google-Dystopie

Der Science Fiction-Autor, Blogger und Netzbürgerrechtler Cory Doctorow beschreibt in einer Kurzgeschichte eine Zukunft, in der die große Suchmaschine ihr „Don’t Be Evil“-Motto aufgibt und zur Datenkrake des Sicherheitsstaats wird.

Hier der Direktlink:
Cory Doctorow: „Scroogled“, Radar Online, September 2007.

Die Geschichte unterliegt übrigens einer CreativeCommons Lizenz.

Ausgezeichnete Datenkraken 2007

Am Freitag, dem 12.10.2007 ist es wieder einmal so weit: in Bielefeld werden die Big Brother Awards für die größten Datenkraken Deutschlands verliehen. Wieder einmal findet die Veranstaltung in Bielefeld statt, wo sonst. 🙂
Weitere Infos finden sich auf der Homepage des FoeBuD e.V. 

Hier übrigens ein Bild der wundervollen Trophäe:

Ist sie nicht schön?

NRWs Onlinedurchsuchung vor Gericht

Heute war die NRW-Variante der Onlinedurchsuchung vor dem Bundesverfassungsgericht, und hat die erste Klatsche erhalten, wenn man das so bezeichnen kann.
Der erste mündliche Verhandlungstag lief für die beklagten desolat ab. Siehe hier.

Sehr interessant der Kommentar im lawblog, den ein User postete:

Kai König meint: (10.10.2007 um 18:41) (…) Angesichts häufiger Lacher des gesamten Saales den Papier auf Kosten der Prozessbevollmächtigen von NRW produzierte und den “Rückfragen” der restlichen Richter, die mehr einem Verhör eines Angeklagten glichen, dürfte das NRW-Gesetz wohl in der Luft zerissen werden.
(…)
Besonders peinlich war aber der Chef des NRW-Verfassungsschutzes… auf Rückfrage ob denn schon Online-Durchsuchungen stattgefunden hätten, und wenn ja womit(Software) und von wem stammt sie. ungefährer O-Ton:
“Wir haben keine eigene Software (entwickelt) – wir erhalten die im Wege der Amtshilfe anderer Behörden bzw. Dienste.” – “Und welche?” – “Ehm.. ja… muss ich das sagen? (versucht sich zu erinnern, was in der Aussagegenehmigung stand)… ” – “Nun das BMI hat ja erklärt, dass es keine Software fertig habe” – “Ja, nun…. ehh…. wir erhalten die ja auch im Wege der Amtshilfe von andern Diensten…. ehhh…. jaa….”
– Hier beendet Papier die Rückfragen zu diesem Thema, da er den armen Mann nicht noch in ernte Bredouille bringen will.

Du liebe Zeit. 😀

Folgen der Vorratsdatenspeicherung

Von den praktischen Auswirkungen einer Vorratsdatenspeicherung, davon also, was uns ab 2008 in Deutschland blüht, zeugt der Bericht im NDR Magazin ZAPP, den netzpolitik.org vorstellt:

In Belgien gibt es die Vorratsdatenspeicherung seit 2 Jahren, und die Journalisten klagen seitdem über die Unsicherheit in Bezug auf Informanten. Sie trauen nicht mehr, sich zu melden weil sie fürchten, entlarvt zu werden.

[via netzpolitik.org]

„Freiheit statt Angst“ – kaum Medienecho vorhanden

Ich durchkreuze grade das heise-Forum, dort ist die Stimmung ernüchtern. Wegen der Demo „Freiheit statt Angst“? Mitnichten, sondern wegen des kaum vorhandenen Echos in den Medien.

Da demonstrieren über 15.000 Menschen in der Hauptstadt für den Datenschutz, so viele wie seit 20 Jahren nicht, und die Tagesschau berichtet über Schäuble und Merkel, die pro Bundestrojaner lamentieren. Super. Jetzt ist mir klar, was man unter dem Begriff „Systempresse“ versteht.

Ich harre auf jeden Fall der Dinge, die da noch kommen, und zwar von den Demonstranten selbst. Flickr-Bilder, Youtube-Videos, man erfährt schon, was da genau gelaufen ist.

Onlineeinbruch per Bundestrojaner in der Kreisklasse

Was die Beschwichtigungen unserer Politiker beim Bundestrojaner wert sind, dürfte inzwischen bekannt sein. Wie bei jeder anderen Überwachungstechnologie entstehen auch hier Begehrlichkeiten, das kennt man ja inzwischen. Und so ist es kaum verwunderlich, dass sich der rheinland-pfälzische CDU-Chef Christian Baldauf den Onlineeinbruch auch bei Fußballfans vorstellen kann, die im Stadion eventuell Probleme machen.

Der rheinland-pfälzische CDU-Chef Christian Baldauf (…) befürwortete die Pläne von Innenminister Schäuble zur Online-Durchsuchung. Werde diese eingesetzt, könne man sie auch bei gewaltbereiten Fußball-”Fans” einsetzen. “Man muss im Vorfeld dringend darüber nachdenken, Sicherheitslücken zu schließen”, erklärte Baldauf, seit 25 Jahren Dauerkarten-Besitzer auf dem Kaiserslauterer Betzenberg. “Online-Durchsuchungen muss man auch in diesem Bereich zulassen, weil nicht unterschätzt werden darf, dass viele Dinge im Vorfeld über Computer abgesprochen werden.” Zu denken gebe ihm, “dass sich das Gewaltpotenzial nicht auf Erste und Zweite Liga konzentriert, sondern dass es auch in den unteren Ligen gefährlich wird”.

Klar, einer wagt sich immer vor und streckt die Fühler aus, was man noch so alles durchdrücken könnte.
Meine Meinung dazu: der Staat verhält sich mehr und mehr wie ein x-beliebiger Feind im Internet, und muss sich auch so behandelt wissen.

[via netzpolitik.org, fefe.de]

Lesestoff vom CCC – Schäubles Liste des Grauens

Wie kürzlich bekannt wurde, ist die Online-Durchsuchung nur die Spitze des Eisbergs innerhalb der Planungen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zur Ausweitung der Überwachung der Bevölkerung. Dem Chaos Computer Club liegt ein anonym zugespielter Entwurf des neuen BKA-Gesetzes vor. Darin ist u. a. vorgesehen, dass der Einsatz des Bundestrojaners auch ohne die Genehmigung eines Richters erfolgen soll, der normalerweise bei einem Grundrechtseingriff dieser Art obligatorisch ist. Durch die weitgehenden Befugnisse für die Ermittler entsteht der Eindruck, der Bundesinnenminister ignoriere die Vorgaben des Grundgesetzes vollständig.

Auch die Pflicht der Behörde, nach dem Ende von Überwachungsmaßnahmen die betroffenen Bürger zu benachrichtigen, wird durch den Gesetzentwurf weiter eingeschränkt. Wie es heute schon bei Telefon- und Internetüberwachung gängige Praxis ist, wird der Ausspionierte also in Zukunft von der Online-Durchsuchung nur in seltenen Ausnahmefällen Kenntnis erlangen. Dies widerspricht den rechtsstaatlichen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts.

* Der Entwurf des BKA-Gesetzes in der Version vom 11.07.2007 (6,5 MB, PDF)

[via www.ccc.de]

Blogsicherheit im Zeitalter des Schnüffelstaates

Endlich beteilige mich jetzt auch an der Onlinedemonstration zum Thema Vorratsdatenspeicherung. Lustiges Detail: selbst im Wiki der Site werden die IPs der bearbeitenden Nutzer konsequent ausgeblendet. Cool. 🙂

Dazu passend habe ich das Plugin Delete Comment IP eingebaut, das die IP-Adressen und eMail Adressen von nicht Spam-markierten Kommentaren nach fünf Tagen entfernt. Keine Chance für eine Vorratsdatenspeicherung.

Ein Gedicht: Keine Sorge – wir passen schon gut auf dich auf

Ein Gedicht, das nachdenklich macht.

Keine Sorge – wir passen schon gut auf dich auf

Deine Wünsche, Deine Träume und Deine Gedanken, werden aufmerksam verfolgt,
Dein gesamtes Leben findet bereitwillig Beachtung,
was Dich einzigartig macht, ist von besonderem Interesse,
mit väterlicher Fürsorge wird über Dich gewacht.

Keine Sorge – wir passen gut auf Dich auf!

Deine Eigenheiten und Macken werden das System verbessern,
Du zeigst auf, was bei Deiner Erziehung falsch gelaufen ist
und was bei der Erziehung Deiner Kinder verbessert werden muss.
Es wäre einfach unverantwortlich, die selben Fehler bei der
nächsten Generation wieder zu begehen.

Keine Sorge – wir passen gut auf Dich auf!

Gewöhne Dich schon einmal daran, ständig im Bilde zu sein:
Kein Atemzug darf mehr in Abgeschiedenheit geschehen.
Keines Deiner Geräusche bleibt unaufgezeichnet,
Dein Geruch wird konserviert und ist in Jahrhunderten noch analysierbar.
Wir dringen anstandslos immer tiefer in Deine Privatsphäre vor.

Keine Sorge(…)

CC Lizenz BY SA 2.5 Sven Dickert.
Weiter geht es hier.

Ich bin kein Experte für Gedichte. Vermutlich ist es stilistisch nicht so dolle, und könnte letztendlich noch um einiges besser sein. Aber man sollte es trotzdem einmal gelesen haben.

Schäuble: STASI 2.0

Schäuble als Stasi 2.0 Mann wird uns bei dataloo präsentiert.
Für ihn mag es „gefühlsmässig genau treffen“, im Moment halte ich das noch für ein wenig unangebracht. Noch. Ich habe echt Mitleid mit dem Schäuble, denn er ist ganz offensichtlich nicht objektiv, vielleicht sogar krank. Aber noch mehr Mitleid habe ich mit uns, die wir so einen Typen ertragen müssen.

Interessantes Detail am Rande: Spreadshirt wird ein solches T-Shirt nicht produzieren. Man hat wohl Bammel.

Update:
Nils Reiter hat eine lustige flickr Bilderreihe zusammengestellt, „Stasi 2.0 in Saarbrücken“. Keine so üble Idee eigentlich. Was fehlt ist eigentlich nur die Webadresse.

Gefahrstufen-Indikator für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit

Einen „Gefahrstufen-Indikator für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ hat Kai Raven entwickelt. Das ganze geht analog zu den ganzen bunten Indikatoren, die man aus den Terrorismus Gefahrenstufen so kennt, und die bis in die Popkultur hineinreichen. Aus Spielen und Filmen kennt man so etwas bereits.

Gefahrstufen-Indikator Demokratie und Rechtsstaatlichkeit

Zum leichteren verändern gibt es eine Vorlage im .xfc Format (GIMP) zum Download. Er plant außerdem, es in die Seitenleiste seines blogs einzuarbeiten. Finde ich gut, man muss ja immer wissen, woran man gerade ist. Übrigens: für die auf meinem Bild dargestellte Stufe übernehme ich keine Gewähr, eher sind wir noch eine Stufe höher als bloß „Überwachungsstaat“.

Chaosradio: der Bundestrojaner

Heute gibt es um 22 Uhr wieder ein Chaosradio, diesmal mit dem Thema Bundestrojaner.

Die Sicherheitsbehörden möchten zu gern in den Computer von Verdächtigen hineinschauen dürfen – online, in Echtzeit und natürlich heimlich. Der sogenannte Bundestrojaner droht ein staatliches Schnüffelwerkzeug zu werden, das den Zugriff auf die intimsten Daten des Digitalbürgers ermöglichen soll. In der Folge wäre neben Mail-, Chat-, Audio- und Videoüberwachung mittels des ferngesteuerten Rechners auch Erpressungen durch das Einschleusen von gefälschten Beweisen auf die Platte des Bürgers möglich.

Lässt sich übrigens auch live anhören. 🙂

WoW-Nerds aus Glas

Datenschutz im Internet ist ein immer wichtigeres Problem, und erreicht mit den Online-Games auch die Gamer. So schlimm wie keiner vorher betreibt es jetzt Blizzard mit deren Online-Service Arsenal.

Neben den lange angekündigten Arena-Ranglisten enthält Blizzards neue Webseite für World of Warcraft detaillierte Informationen über Gilden wie auch über einzelne Spieler. Wer sich schon immer mal anschauen wollte, mit welcher Ausrüstung und welcher Talentverteilung die Jungs und Mädels aus Gilden wie „Nihilum“ und „Death and Taxes“ ins Abenteuer starten, kann das jetzt tun. Wer schauen möchte, welches Level und welchen Ruf Gelegenheitsspieler wie ich bereits erreicht haben, kann das ebenfalls.

Mit Tools wie dem WoW Census müssen Spieler gleich komplett die Hosen runterlassen:

Ein anderes Kaliber ist das beliebte WoW Census, das mittels eines Addons für das Spiel Rasse, Klasse, Level und Gildenzugehörigkeit anderer Spieler mitloggt. Diese Daten werden dann in einen zeitlichen Zusammenhang gestellt. Auch heute lässt sich dort noch ablesen, dass ich ein halbes Jahr bis auf Level 60 gebraucht habe. Interessant ist vor allem der Verlauf der Gildenzugehörigkeit.

Was „Arsenal“ anderen Tools und dem Spiel voraus hat ist: man kann auch eigentlich geheime Daten einsehen, die im Spiel nicht verfügbar sind. Zum Beispiel wie der Gegner geskillt ist, der da gerade auf einen zuläuft. Und der Haken an der Sache: eine Möglichkeit dies abzuschalten gibt es für den Spieler nicht.

[via d-frag]