Sprachlich sind K. eine Pejoration, der Versuch also, eine möglichst abwertende Bezeichnung zu finden. Das englische First Person Shooter ist neutraler, auch das im Deutschen gebräuchliche und daran angelehnte Ego Shooter vermeidet eine Wertung. Die K. jedoch sollen wertend sein, denn politisch sind sie ein Beispiel für gezielt negative PR, um eine Gruppe von Menschen zu kriminalisieren und gesellschaftliche Probleme zu kaschieren. Abscheu und Verachtung soll der Begriff ausdrücken über jene Computerspiele, die Gewalt thematisieren. Dabei aber zeigt sich in ihm nur Unverständnis und Ignoranz. Denn konsequenterweise müsste auch von Killerfilmen und Killerbüchern gesprochen werden. Doch taugen Thriller und Krimis nicht, um von den Ursachen sogenannter Schulmassaker abzulenken, um nicht über fehlende Perspektiven, nicht vorhandene Bildungschancen oder zusammengekürzte Jugendarbeit reden zu müssen – um nur ein paar der wahren Ursachen jugendlicher Gewalt zu nennen.
Schlagwort: killerspiele
CSU – Neuer Anlauf gegen Computerspiele – eine Selbstdemontage
Computerspiele sind schlecht, Computerspiele sind das Übel, von Computerspielen geht Gefährdung aus. So das scheinbare Crédo der CSU zum Thema. Jetzt kommen die christlich-sozialen (*hust*) mit einem neuen Vorstoß, WoW solle gar verboten werden titelten Boulevardblätter. Auf jeden Fall solle die Altersfreigabe erhöht werden. Diese Idee kommt von der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer.
Nach Angaben der Spielezeitschrift Gamestar brachte sie auf der Kabinettssitzung am 28. April 2009 den Vorschlag ein, die Kriterien überprüfen zu lassen, nach denen die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) ihre Altersfreigabe für Computerspiele erteilt. Die neuen Kriterien sollen nach Haderthauers Wunsch noch strenger als die aktuellen werden.
(gulli.com)
Von dem Spiel World of Warcraft gehe große Suchtgefahr aus, und daher sei es nicht für Kinder geeignet:
Im Falle von WoW würde sie (was allerdings nach der aktuellen Rechtslage nicht möglich ist) gerne die aktuell geltende Altersfreigabe ab 12 Jahren zurücknehmen, da sie bei dem Spiel eine „massive Suchtgefahr“ sieht.
Das Verhalten der CSU zum Thema kann man sich dabei in Ruhe und leicht belustigt ansehen. Eine perfektere Selbstdemontage als es die CSU hier macht kann man gar nicht betreiben. Auswirkungen wird es nur wenige bis gar keine haben bis dass der CSU die Wähler weglaufen. Nach dem Motto: „Was wollt ihr? Mir die Computerspiele verbieten?“
Wie verzweifelt man bei der CSU inzwischen ist, zeigt auch die Wahl der Begrifflichkeiten, Neusprech at it’s zweitbest. Actionspiele (analog zu Actionfilmen) als solche zu benennen war für die CSU ja noch nie drin, man sprach direkt von „Killerspielen“. Klar, das klingt gefährlicher. Aber weil das auf Dauer auch zu „normal“ wurde und sich einbürgerte, wurde neuerdings der Begriff „Tötungstrainingssoftware“ gewählt. Das zeigt nur, wie verzweifelt diese Menschen sind und wie sehr entrückt sie der Realität bereits sind. Wer auf wissenschaftlicher Ebene argumentieren kann, verwendet keine Propagandabegriffe, denn mit denen bekommt man auf Dauer immer Schwierigkeiten.
Also Leute: zurücklehnen und genießen. Es geht um Leute die nicht wissen was Computerspiele sind und noch nie welche gespielt haben. Und das endet auf Dauer mit surrealen Interviews und Statements mit Satirequalität. Vergleichbar ist das mit Leuten die einem Cineasten etwas über die Filmwissenschaft erzählen wollen, obwohl sie noch nie einen Spielfilm gesehen haben.
Und wie das ausgeht, kann sich jeder vorstellen. 1a Spitzensatire. Die Schönheit dieser Absurdität zu erkennen dürfte nicht so schwer sein. 😉
Offiziell aus Bayern: „Kinderpornografie gar nicht so schlimm“
Wie bitte? Ja, auch ich musste mir verwundert die Augen reiben, als ich in den vergangenen Tagen eine Pressemeldung aus dem bayerischen Innenministerium gelesen habe. Dort ist man nämlich der Meinung, dass Kinderpornos in etwa auf der gleichen Stufe stehen wie bestimmte frei/legal erhältliche Unterhaltungsmedien für Erwachsene.
Immer noch nicht zu glauben? Hier steht es schwarz auf weiß:
Killerspiele widersprechen dem Wertekonsens unserer auf einem friedlichen Miteinander beruhenden Gesellschaft und gehören geächtet. In ihren schädlichen Auswirkungen stehen sie auf einer Stufe mit Drogen und Kinderpornografie, deren Verbot zurecht niemand in Frage stellt.
Ja, und das meint der Innenminister Joachim Herrmann (CSU, was sonst) ernst!
Eine besondere Stilblüte in dem Zusammenhang: Actionspiele, neudeutsch „Killerspiele“, neuestdeutsch: „Tötungstrainingssoftware“ hält man für widersprüchlich mit dem Wertekonsens, aber Tötungstraining (Bundeswehr) ganz offensichtlich nicht. Was schließt man daraus? Es ist die Softwarekomponente, die das ganze so böse macht.