Repräsentative Umfrage zum Thema „Bundestrojaner“

Gerade schaue ich das ARD Morgenmagazin, und dort wird eine repräsentative Umfrage zum Thema Bundestrojaner vorgestellt:

Im Auftrag des ARD-Morgenmagazins fragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap die Bürger nach ihrer Meinung zur heimlichen Online-Durchsuchung von Privatcomputern durch die Polizei. 64% der Befragten sind der Meinung, dass zwischen dem Schutz der Privatsphäre und den Ermittlungsmöglichkeiten gegen die Kriminalität ein gesetzlicher Kompromiss gefunden werden muss. 24%denken, dass der Polizei uneingeschränkt alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen müssen, damit sie effektiv gegen Kriminalität vorgehen kann. 11% finden, dass der Schutz der Privatsphäre wichtiger ist, als die Fahndungsmöglichkeiten der Polizei.

Nach zulesen im Juraforum

Die genauen Konsequenzen aus einer Onlinedurchsuchung- und manipulation scheint also einer Mehrheit der Bevölkerung nicht einmal im Ansatz klar zu sein.

BGH: Heimliche Onlinedurchsuchungen von PCs nicht zulässig

Der Bundesgerichtshof hat heute die „Ermächtigungsgesetzgebung“ unserer aktuellen Regierung zurückgepfiffen.

Die Durchsuchung der im Computer eines Beschuldigten gespeicherten Daten sei nicht durch die Strafprozessordnung gedeckt. Diese erlaube nur eine offene Durchsuchung. Es fehle an der für einen solchen Eingriff erforderlichen Ermächtigungsgrundlage.
(…)
Bereits im November hatte ein BGH-Ermittlungsrichter das heimliche Ausforschen von Computerfestplatten für unzulässig erklärt. Die Bundesanwaltschaft hatte Beschwerde eingelegt, der 3. Strafsenat bestätigte aber nun den Beschluss des BGH-Ermittlungsrichters Ulrich Hebenstreit. Dieser hatte eine Anwendung der Vorschrift über die Hausdurchsuchung schon deshalb abgelehnt, weil diese offen und in Anwesenheit des Betroffenen stattfinde, während das Ausspähen von Daten mit Hilfe eines Trojaners heimlich vor sich gehe. Er verglich solche Maßnahmen mit dem großen Lauschangriff, weil die auf einem Computer gespeicherten Daten oft ähnlich sensibel seien wie eine vertrauliche Unterhaltung in den eigenen vier Wänden.
(…)
Schäuble hatte bereits angekündigt, dass, sollte der BGH die Zulässigkeit von Online-Durchsuchungen aufgrund der gegenwärtigen Rechtslage verneinen, entsprechende Anpassungen an den Gesetzen vorgenommen würden. Ex-Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch (FDP) dagegen hält die heimliche Online-Durchsuchung von Computern durch die Polizei für „schlimmer als den Großen Lauschangriff“. Das Ausspähen des Privatcomputers per Internet sei ein „brutalerer Eingriff“ als alle bisherigen Ermittlungsmethoden, meinte er gegenüber dem Spiegel: „Der PC ist ja wie ein ausgelagertes Gehirn.“

Die Sache ist also längst noch nicht gegessen, soviel ist mal klar. Aber immerhin ein Fortschritt. Es ist auf jeden Fall keine schlechte Idee, sich mit dem Thema Computersicherheit näher zu beschäftigen, wenn schon der Staat Hacker gegen alles und jeden losschicken könnte.

[via heise.de]

Notebook Kontrolle oder Beschlagnahme bei USA-Einreise

Von einer “Notebook-Kontrolle bei Einreise in die USA” berichtet die Berliner Zeitung. Das bedeutet im Extremfall nicht nur die Untersuchung, sondern auch die Beschlagnahme von Datenträgern.

Demnach sind Grenz- und Einreisekontrollen von den Grundrechten ausgenommen. Durchsuchungen und Beschlagnahmungen benötigen somit keines besonderen Verdachts oder einer Begründung. Dies bestätigt auch Lynn Hollinger vom Department of Homeland Security.
(…)
Die Geschäftsleute fürchten nicht nur den Verlust wichtiger Daten, sondern vor allem gezielte Wirtschaftsspionage. (…)Zumindest sollten Daten gut verschlüsselt werden.

Eben. Verschlüsselt. Ich habe die kostenlose Version von CE Infosys CompuSec auf meinem Notebook installiert, denn grundsätzlich sollte Jeder die Daten auf seinem Notebook verschlüsseln. Und CompuSec setzt noch vor dem Bootloader an. Die Verschlüsselung dauert einmalig mehrere Stunden, danach will das System beim Booten Benutzername und Passwort sehen.

[via netzpolitik.org]

Überwachung in Giessen – „belastende“ Videobeweise nicht verwertbar?

Das Thema “Videoüberwachung öffentlicher Räume” ist in Gießen genau wie sicher in anderen Städten ein schier endloses Thema. Dass die Ausweitung der Videoüberwachung nichts bringen wird, darüber muß man sich nicht streiten, es ist ein Fakt. In London hängen 500.000 Videokameras in öffentlichen Räumen, jeder Londoner Bürger wird im Schnitt 300 Mal am Tag von einer Videokamera gefilmt, und das hat die Anschläge nicht verhindert, sondern nur schöne Bilder geliefert.

Um nach Gießen zurückzukommen: Im Verfahren gegen einen vorbestraften Gießener Politaktivisten könnte der Staatsanwaltschaft bei dem “Beweismittel Videoüberwachung” jetzt die Puste ausgehen. Der Hintergrund: im Dezember 2003 beschmierte ein Unbekannter das Amtsgericht Gießen mit Parolen, und wurde dabei “schemenhaft” abgefilmt.

Doch noch ist nicht klar, ob die Videoaufzeichnungen überhaupt juristisch verwertet werden dürfen. Vor dem Gutachten hatte der 42-Jährige erklärt, die Videoüberwachung sei rechtswidrig gewesen und daher im Verfahren gegen ihn nicht verwertbar. Da die Videoaufzeichnungen in einem öffentlich zugänglichen Bereich gefertigt worden seien, hätte dies nach geltendem Recht durch Hinweisschilder gekennzeichnet sein müssen. Und genau dies zweifelt der Angeklagte in einem Beweisantrag an. Da weder Gericht noch Anklagevertreter diese Behauptung entkräften konnten (…)

Der Fall selber ist eher als Justizposse einzuschätzen. Ein erklärter Feind der staatlichen Justiz ansich, der bei indymedia fleissig Artikel schreibt, und sich wegen kleinlicher Dinge zum Robin Hood der Stadt Gießen aufschwingt auf der einen Seite, ein erzreaktionärer Staatsapparat, der von Anfang an nur gegen eine Person ermittelt hat auf der anderen. Lächerlicher gehts kaum.

Dennoch: dieser besondere Aspekt der Videoüberwachung in öffentlichen Räumen ist einer näheren Betrachtung wert.

[via Moe, Gießener Anzeiger, indymedia]

Update:
Am Rande noch ein “Fahndungsplakat” der Initiative “Pro Polizei Rödgen”, ganz einfach weil ich so darüber lachen(?) musste. Man achte auf das kleine Wort im unteren Teil des Plakats. Klar. Projektwerkstatt Saasen ist die Gießener Al Qaida.


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P.S.: Ah, jetzt ist der „Witz“ bei mir angekommen. Eine „Pro Polizei Rödgen“ gibts nämlich gar nicht. Naja, nicht sehr lustig. Aber zutrauen würde ich das unseren erzreaktionären Kräften in GI schon.

Wenn ich ein Terrorist wär’…

“Wenn ich ein Terrorist wär’…” – zugegeben, in den Blickwinkel eines potentiellen Terroristen gerate ich in letzter Zeit öfter. Der Blickwinkel “des Terroristen” interessiert mich brennend. Daher steht auch das Buch “Terrorist” von John Updike auch auf meiner Amazon-Wunschliste. Wer über die Möglichkeiten und Notwendigkeiten bei einem Terroranschlag und dessen Organisation nachdenkt, wird ziemlich schnell auf den Trichter kommen, dass aktuelle Sicherheitsmaßnahmen umgangen werden können, und zwar auf eine so fundamentale Art und Weise, dass kaum eine Sicherheitsbehörde dahinterkommen kann, es sei denn sie hat diejenige Person schon lange vorher im Auge.

Eine sehr perfide Art von High-Tech-Bombe hat sich jetzt der Rabe ausgedacht: eine Bombe, die dank RFID (Funkchip) Datenleser (z.B. in Pässen) erst dann hochgeht, wenn z.B. 2 Amerikaner und 4 Israelis vorbeigehen, aber nicht detoniert, so lange nicht die ausreichende Zahl von “richtigen” Opfern in der Nähe ist:

(…) dann würde ich keine Bombe basteln, die beim ersten RFID-Pass mit bestimmter Nationalität hochgeht, sondern eine Bombe mit ausreichend starkem RFID-Reader und Datenbank, der in einem bestimmten Radius (wurde das nicht mit 50 Metern getestet?) und hoher Abfragerate die RFID-Chips scannt. Wenn eine ausreichend hohe Personenanzahl – mit bestimmter Nationalität oder ohne – in der Datenbank geloggt ist, wird ein Trigger ausgelöst, der die Bombe hochgehen lässt.

Zur Erinnerung – sollten die RFID-Pässe nicht eigentlich die Sicherheit erhöhen? Nicht nötig, meinen Zynismus zu unterdrücken, ich lache mich tot. Sehr coole Idee. Und so theoretisch wie das klingt ist das gar nicht.

[via rabenhorst, ZAF]

Kulturzeit

Gerade heute habe ich mal wieder gemerkt, wie unglaublich wertvoll und spannend eine Sendung wie Kulturzeit sein kann.
Heute ging es um das Thema: “Sicher in Deutschland – Droht uns ein Staat der ständigen Überwachung?”.
Es wurden genau die richtigen Fragen gestellt, ohne vorgefertigte Antworten aufzuzwingen. So stelle ich mir mein Fernsehen vor.

Daher jetzt ganz klar: Die Simpsons werden aus dem allabendlichen Timer rausgeworfen, neu rein kommt Kulturzeit.

Massengentest vs. Unschuldsvermutung

„Kriminalbeamte kritisieren Äußerungen des Bundesdatenschützers zu Massen-Gentests“
Wenn ich sowas hier lesen muss, dann kriege ich persönlich echt Hörner. Im Fall einer Vergewaltigung sollen 80.000 Leute zum Massengentest, es sind 79.999 Unschuldige dabei, vielleicht sogar mehr. Sind ja bloß 99,99875% garantierter Unschuldige. Unschuldsvermutung am Arsch, Schuldvermutung juchee.

Bei sowas kriege ich Hörner. Und dabei kommt bei mir schonmal sowas dabei raus, im heise Newstickerforum:

Was lernt der gemeine Vergewaltiger daraus? Ermorden das Opfer. Und verbrennen.

Sollen ja keine Spuren zurückbleiben, wenn bald jeder getestet wird.
Und es kann ja auch sein, dass Papa oder Brüderchen zum Test
freiwillig geht, das ist schlecht für den Vergewaltiger-Normalo. Also
will das Opfer gleich umgebracht werden. Und verbrannt, damit keine
Samenstfäden überbleiben.

Wie ging das noch bei Rammstein?

Willst du dich von etwas trennen
Dann musst du es verbrennen
Willst du es nie wieder sehen
Lass es schwimmen in Benzin

Recht so. Dann hat diese feine Methode noch weitere Vorteile, auch
für das Opfer: es muß nicht den Rest des Lebens mit der entsetzlichen
Qual vegetieren, vergewaltigt worden zu sein.
Massengentest machts möglich.

Also liebe mitlesenden Vergewaltiger:
es gibt viele effektive Möglichkeiten, eine Leiche rückstandsfrei
loszuwerden. Mörder zu sei ist immer noch besser, als wegen
Vergewaltigung im Knast zu schmoren.

[/zyn]

P.S.-Disclaimer:
Zart besaitete Menschen hätten dieses Posting nicht lesen sollen.
Macht mich nicht dafür verantwortlich, was lest ihr auch sowas
freiwillig?

Eines ist für mich sicher: wenn ich jemals einen Schrieb erhalten sollte, ich solle zum Massengentest kommen, landet das Ding schlicht im Müll. Zur Not wird geklagt. Ich persönlich bin gegen diese quasifaschistische generelle Schuldvermutung. Auch nicht “zum Wohl der Opfer” würde ich das aufgeben. Die Frage stellt sich nämlich nicht.

Klauendes Raucherpack!

Die ZEIT nennt sie “gefährliche Karten”, denn sie zeigen Zusammenhänge, die eigentlich keine sind:
Und da wird schonmal gerne Rauchen mit Diebstahl in Korrelation gebracht.

Doch wer jetzt denkt, dass es bei solchen belächelbaren Länderkarten bleibt, ist weit gefehlt: ähnlich Google-Maps kann man bis in einzelne Straßenzüge und Viertel “hinabzoomen”, und sehen wo die Schikeria wohnt und wo der Pöbel absteigt.

Die Folgen beschreibt die Zeit sehr eindeutig:

Für Datenschützer ist das ein Albtraum. »Ich finde es problematisch, wenn Behörden aus fiskalischen Gründen Daten liefern, die für das Scoring herangezogen werden,« sagt der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. Beim Geoscoring verteilen Adressenhändler schlechte Noten für ganze Straßenabschnitte, wenn einige Anwohner Rechnungen oder Kredite nicht zahlen. Wer in so einer Gegend wohnt, muss meistens Vorkasse leisten, wenn er zum Beispiel im Internet einkauft. Schaar warnt vor sozialer Ausgrenzung: »Wer am falschen Ort wohnt, der wird pauschal beurteilt und bekommt unter Umständen keinen Kredit gewährt oder zu schlechteren Konditionen.«

Ein absolut grauenhafter Zustand. Und wir stehen wohl erst noch am Anfang was das angeht. Wenn erst einmal Erfahrungen aus Jahrzehnten vorliegen, und die Datenberge weiter angewachsen sind, werden solche Daten eine wachsende Bedeutung bekommen. Und man ist dann nicht mehr weit entfernt vom Aussieben bei Einstellungstests nach der Adresse.
Brave New World.

[via Netzpolitik.org]

Der rabenhorst macht „Feierabend“

Die Blogosphere verliert einen meiner Meinung nach ganz Großen in Puncto Berichterstattung über „Big Brother“, Datenschutz, Kryptographie, CCTV, Zensur/Internetfilterung, usw.
Das rabenhorst macht in den nächsten Tagen die Pforten dicht. Sehr schade drum, denn die Beiträge aus dem rabenhorst waren durchgängig lesenswert, informativ, hintergründig, und nicht einfach bloß abgeschrieben.

Ich werde ihn mal anschreiben, vielleicht kann ich ihn ja überreden, woanders weiterzumachen. Ich fand seine Ausführungen immer sehr wertvoll.

anonymes Web via P2P – Freenetproject in Version 0.7

Vor Jahren weiß ich noch, wie ich das (unaussprechlich langsame aber total anonyme) Freenet ausprobierte (nein, nicht der Provider). Meine damaligen Erfahrungen waren prägend für das, was tatsächlich möglich ist. Ein unkontrollierbares Netz, im guten wie im schlechten „frei“, das auf Peer-To-Peer basierte. Zu finden gab es sowohl Einträge von chinesischen Dissidenten, als auch Hassreden und Pädophilensites.
Nun ist die Version 0.7 veröffentlicht („very alpha!“), und mich kitzelt es in den Fingern, es erneut auszuprobieren. Die Software ist von Grund auf anders, und auch an den Prinzipien des Protokolls hat sich einiges geändert. Ich hatte das Projekt einige Jahre aus den Augen verloren, vielleicht lohnt sich jetzt ein neuer Blick.

Gemeinsame Erklärung: „Datenspeicherung ist inakzeptabel“

Diese Pressemitteilung wurde heute von einem zivilgesellschaftlichen Netzwerk aus Bürgerrechts- und Verbraucherschutzorganisationen samt Erklärung zur Vorratsdatenspeicherung veröffentlicht.

(…)
Zehn Verbände, darunter der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und der Chaos Computer Club (CCC), bezeichnen die geplante Datenspeicherung als „inakzeptabel“. „Sie bewirkt keinen verbesserten Schutz vor Kriminalität, kostet Millionen von Euro, gefährdet die Privatsphäre und die Sicherheit Unschuldiger, beeinträchtigt vertrauliche Kommunikation und ebnet den Weg in eine immer weiter reichende Massenüberwachung der Bevölkerung“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Verbände. Die Vereinbarkeit einer Vorratsdatenspeicherung mit den Grundrechten solle gerichtlich überprüft werden.
(…)

Unter den Bürgerrechtsgruppen sind auch so prominente Namen wie der Chaos Computer Club (CCC), Stop1984 sowie der FoeBuD.

[via netzpolitik.org]

neues Fahndungsplakat des Chaos Computer Club

Der CCC hat ein neues Fahndungsplakat Datenschutz online gestellt.


Plakat als PDF-Datei in Vollansicht

Wie gewohnt weisen die Datenschützer mit geltendem Landes-, Bundes-, und Menschenrecht auf die abgebildeten, gefährlichen Personen hin.
Die aktuelle Entwicklung des Plakats sowie die Diskussion dazu findet im Berliner wiki des CCC statt.

[via netzpolitik.org]

Kampf für den Datenschutz – was bringts?

Die Meldung um die deutschen Big Brother Awards ist ja schon etwas älter, Details können bei heise.de nachgelesen werden. Ich muß andere Leute da nicht wiederholen.

Interessant war allerdings der Kommentar von Twister zu dem Thema:

Der Datenschutz an solches ist in der derzeitigen Form gar nicht mehr
haltbar. Wie auch, wenn jeder von jedem Daten sammeln kann und dies
auch nutzt? Man kann vielleicht den Auskunftsanspruch auf jene
beschränken, die Daten wirtschaftlich nutzen, auch da sind wir aber
bei dem Rechtsbegriff „wirtschaftlich“ – ist z.B. die Tatsache, dass
jemand an meinem Bannerprogramm teilnimmt weil meine datensammlung
zeigt, dass xy Leute auf meine Seite zugreifen, ein Zeichen für
wirtschaftliche oder kommerzielle Nutzung?

Davon abgesehen geben wir doch sowieso alles freiwillig – mal gibt es
einen Job dafür, mal ein WM-Ticket, mal die Eier 2 Cent im Jahr
günstiger, mal gibt es vielleicht auch schneller Zugriffszeiten bei
Webseiten oder personalisierte Angebote. So what? Eigentlich ist es
ein Wunder, dass den Datenschützern nicht rote runde Nasen aufgesetzt
werden.

Insofern: vergesst es.
Ab und an wird es ein paar winzige goldene Pünktchen im Einheitsgrau
eines verlorenen Datenschutzes geben, im Einheitsgrau des Verlustes
der Privatsphäre, aber dann gibt es irgendwo wieder einen Anschlag
und schon erscheint uns das Grau golden und umgekehrt. Also was
soll's? Genießt die Sonne, haltet einfach den Mund bei irgendwelchen
sensiblen Themen und wenn die Laune sinken sollte, denkt an die
vielen Länder, in denen Leute an Hunger sterben etc. Dann wisst ihr:
Deutschland und die EU sind so voller Regenbogen, es ist ein Wunder,
dass wir nicht jeden Tag auf die Kiste voller Gold stoßen wenn wir
rausgehen.

Verräterische Drucker: EFF schlüsselt auf

Da ich auch beruflich viel mit Hardware, und dort noch mehr mit Druckern zu tun habe, interessiert mich folgender Umstand ganz besonders: Die Electronic Frontier Foundation, hat jetzt aufgedeckt wie genau die in Farbdruckern und -kopierern eingearbeiteten Seriennummern funktionieren, und was die kaum sichtbaren gelben Dots auf den Seiten bedeuten.


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Die EFF hatte nach der Entdeckung der hellgelben Punkte dazu aufgerufen, Testdrucke einzuschicken, und tut dies auch weiterhin. Nach mehrmonatiger Forschung ist die EFF jetzt soweit, eine Liste von Druckern herauszugeben, die diese verräterischen Zeichen produzieren.

Auch der Inhalt des jeweiligen Codes darf als fast vollständig entschlüsselt angesehen werden. Dazu gibt die EFF eine genaue Anleitung zum Aufspüren der Dots sowie ihrer Interpretation.
Sicher ist auf jeden Fall, dass die Drucker Datum und Uhrzeit des Drucks, sowie die Seriennummer des Druckers kodiert auf jedes einzelne Blatt übertragen.


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Da die äußere Form des Codes jetzt bekannt ist, bietet die Organisation ebenfalls eine direkte Eingabemaske für die Dots an, die als Programm frei verfügbar ist.

Was bisher nur Wenige zu stören scheint ist hier eine Entwicklung, die sich an dieser Hardware fortsetzt. Hardware wendet sich gegen ihre Nutzer. Der Kunde bezahlt diese Entwicklung, die ihn in keinem Punkt nützt. Ich für meinen Teil werde Kunden darauf hinweisen, wenn sie mich nach einem Farblaserdrucker fragen. Aller Erfahrung nach interessieren sich Menschen sehr für diesen Umstand, und sind dankbar, wenn man sie darauf hinweist, denn sie betrachten es als guten Service.

Und im Heise-Forum liest man:

Hätte die „Weisse Rose“ per Farblaser gedruckt, (…) dann hätte man Sophie Scholl und ihre Freunde noch eher gefunden.

[via heise.de]

Update:
Ich habe die Liste der Drucker von der EFF mal quergelesen. Bisher scheinen davon eher mittelgroße bis große Farblaserdrucker sowie Druckstationen von 500 – 1.000 Euro aufwärts betroffen zu sein. Also der „kleine“ Farblaser für Einsteiger, den man beim Fachhändler bekommt, scheint dieses „Feature“ noch nicht zu haben. Entweder das, oder es ist noch nicht aufgefallen.

World of Warcraft – Datenschützer sind also paranoide Spinner?

Es ging bereits vor einigen Tagen durch die blogs: World of Warcraft beinhaltet Spyware, mit dem die Firma Blizzard sowohl die World of Warcraft selbst als auch Drittapplikationen ausspionieren kann, wie Hugo aus dem heimatlichen Münsterland berichtet. Öffentlich wurde diese Info über den Computer- und Kryptoexperten Bruce Schneier, der in seinem Weblog darauf aufmerksam machte.

Daher werde ich mein WoW Abo umgehend kündigen, das Geld ist in Webhosting und flickr-accounts eh viel besser angelegt als in einem Spiel mit (mittlerweile) kaum etwas anderem als wildem rumgeklicke als Freizeitvernichtung. Sorry, mein Gehirn will beschäftigt werden, das geht mit Bloggen ganz gut. Und wenn ich wirklich mal Bock auf was stupides habe, darf Serious Sam immer noch herhalten.

Natürlich trage ich solche Infos immer auch gerne weiter, da ich schon einige WoW Zocker kenne. Die Reaktionen sind durchgehend verblüffend, oder nein. Genau genommen sind sie alles andere als verblüffend, sondern eher erschreckend erwartungsgemäß. Gleich mehrere Leute haben mir zu verstehen gegeben, dass ich doch nicht in irgendwelche Paranoia verfallen müsse. Da würde doch nichts passieren, und überhaupt: was sollte ein Konzern wie dieser schon ausgerechnet bei mir ausspionieren? Das wäre doch alles nicht so schlimm.

Mal abgesehen davon, dass ich so sensibele Daten auf dem Rechner habe, dass ich militärische Verschlüsselung einsetzen will, kommt es darauf doch gar nicht an. Es geht um die Frage, warum ich Jemandem so bedingungslos vertrauen soll, der mir klipp und klar deutlich macht, dass er mir nicht einen Finger breit vertraut.
Denn das ist ja gerade der Knackpunkt beim Datenschutz, aber das kennen wir ja schon.

[via Hugos House of Weblog Horror, Schneier on Security]

Kleine, fliegende Spione – „Flatteraugen“

Kai Raven berichtet über den europäisch-amerikanischen Workshop zu Micro Aerial Vehicles (MAVs), deren Ziel es ist, möglichst unbeobachtete Überwachungsmissionen zu starten.

Die [Militär- und Sicherheitsbehörden] sehen für die Teilnehmer des Wettbewerbs vor, dass ein MAV höchstens 500 Gramm wiegen und eine maximale Länge bzw. Flügelspannweite von 50, besser 25 Zentimetern aufweisen darf. Die Flugdauer muss mindestens 10, besser 30 Minuten betragen, die Reichweite mindestens einen halben Kilometer.
Nebenbei winkt den Projekten, die beim Wettbewerb am besten abschneiden, Unterstützung in Form von Zuschüssen und Forschungsaufträgen in Höhe von 300000 US$.

In Zeiten, in denen Minikameras nur noch wenige Gramm wiegen, eine überraschenderweise durchaus lösbare Aufgabe. Einer der MAVs ist beispielsweise einem Insekt nachempfunden, das Gerüst besteht teilweise aus Holzstäbchen, die von Speiseeis übrig geblieben sind. Diesen Eindruck macht es zumindest.

Sollten diese Miniflieger erst einmal in industrielle Serienproduktion gehen, könnte sich die gesamte Überwachungskultur verändern. Bisher kennt man derartige Mini-Überwachungsflieger ja nur aus düsteren Science Fiction Filmen.

[via Kai Raven]