SSchäubles Überwachungsstaat – Früher vs. Heute

Fefe hat es ganz hervorragend zusammengefasst, was uns auf die Nerven geht:

Wißt ihr, ich bin ja nun deutlich jünger als der Schäuble. Aber selbst ich erinnere mich noch an eine Zeit, da hat die Polizei keine Briefe geöffnet, keine Wanzen oder Videokameras installiert, keine Peilsender an Autos angebracht, keine Vorratsdatenspeicherung betrieben, und der Innenminister (und die Innenminister waren bei und schon immer wirklich widerliche Menschen) wollte keine Flugzeuge abknallen. Früher brauchte man schlicht keinen Schutz vor heimlichen Ermittlungsmaßnahmen der Polizei, ob man jetzt Journalist war oder nicht. Briefe Öffnen, Abhören, das waren für uns Dinge, die die fiese DDR-Junta machen würde, und weshalb man an Briefe an die in der SBZ („sowjetische Besatzungszone“, für die jüngeren Semester unter uns) lieber keine Details schrieb, die die hätten in Gefahr bringen können. Leute abknallen, sowas haben DDR-Grenzer gemacht, nicht unsere Innenminister. Peilsender hat man vom KGB erwartet, nicht von unserer Polizei. Und die Vorratsdatenspeicherung läuft ja sowieso völlig außer Konkurrenz, so weit hat ja nicht mal die Phantasie von dem Orwell gereicht.

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Schlagzeilen 27.04.08

  • Nokia verliert in Deutschland an Boden. Gut zu hören. Nicht, dass ich einen Boykott für richtig oder falsch hielte. Aber die Deutschen scheinen langsam ihre Marktmacht zu begreifen. Und das ist doch löblich, handelt es sich doch um ein effektives Mittel zur Kontrolle von Unternehmen.
  • In den USA werden inzwischen Raucher von ihrem Arbeitgeber bestraft. Wer im Privaten raucht, darf mit Zuschlägen bei der Gesundheitsvorsorge rechnen. Oder er wird gar nicht erst eingestellt, wenn das Nikotin-Screening positiv ist. Hier in Europa (noch) undenkbar, wird es trotzdem schon als Drohkulisse von Rauchern aufgebaut, die gegen das gerechtfertigte Rauchverbot sind. Was dann als nächstes kommt ist klar: Menschen haben ihr Privatleben im Interesse der Firma zu führen. Spätestens, wenn man bei Ernährung, Bewegung, persönlichen Interessen angekommen ist, sind die ersten mehrfach betroffen.
    Kapitalfaschismus nenne ich diese Ideologie mal flapsig. Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern das Geld, das er einfahren kann. Wir sind ja inzwischen soweit, dass das niemand mehr ernsthaft bestreitet.

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Rechtsfreie Räume, Privatsphäre und Antidemokraten

Es dürfe keine rechtsfreien, meint: unkontrollierbaren Räume geben, lautet beim Thema Internet das Mantra der Sicherheitspolitik. Das soll nun auch für die nicht digitale Welt gelten. Dummerweise aber lautet ein Grundgesetz der Demokratie, dass genau solche Räume notwendig sind, damit sich freie Meinung und freier Geist entfalten können. Demokratie ist per definitionem unsicher. Ihr Schutz entsteht aus der Überzeugung, dass die demokratischen Kräfte überwiegen und sich – auf demokratischem Wege – durchsetzen. Das aber lässt nur einen Schluss zu: Die derzeitige Sicherheitspolitik ist im Kern antidemokratisch.

aus: Freiheitskampf im Netz, ZEIT online

Nun die Preisfrage: wie verfahren mit diesen Antidemokraten in Regierung und Opposition (sie stecken überall)? Denn eines steht ja wohl fest: Terroristen werden es kaum schaffen können, die Grundfesten der Demokratie zu erschüttern. Das schaffen nur die Leute, die sie um jeden Preis aufhalten wollen.

[via]
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Schulschwänzer als Terroristen

fefe sieht die Schulschwänzer zu den neuen Terroristen gestempelt. Sehr hellsichtig. Hatte ich so noch gar nicht gesehen.

Weil angeblich jedoch noch immer zu viele Jugendliche spielen, statt zur Schule zu gehen, will Hamburgs Innensenator zusammen mit seinen 15 Kollegen der Innenministerkonferenz dagegen konsequenter vorgehen: (…)
Nagel (Innensenator Hamburg) sagt: „Fast alle Kriminellen haben früher irgendwann mal die Schule geschwänzt. Wehret den Anfängen.“

Quelle: Spon
Vor einigen Tagen hätte ich eine Aussage wie die des Innensenators noch bedenkenlos unterschrieben. Jetzt ist mir klar: diese Argumentation ist genau so Bullshit wie „Fast alle Amokläufer haben irgendwann mal Killerspiele gespielt“.

Außerdem: sollen die Elektronikmärkte ihre Konsolen doch anlassen. Dann weiß das Ordnungsamt wenigstens, wo sie die Kinder abholen müssen.


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Wer hat uns verraten…?

Absolut genial. Marc-Uwe Kling klärt uns auf über – die Sozialdemokraten.

[via fefe]

[Update]

Wem das mitsingen Spaß macht, hier nochmal die Lyrics:

Marc-Uwe Kling: Wer hat uns verraten?

Es gibt da sonen Spruch von den alten Kommunisten
Mit dem die 1918 ihre falschen Freunde dissten.
Natürlich hamwa heute ne andere politische Lage.
Doch trotzdem passt der Spruch irgendwie in unsre Tage.

Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!
Wer hat uns verraten? Wer hat uns verkauft?
Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!
Die haben uns verraten und die haben uns auch verkauft.

Ich glaub ich mach ein Lied daraus mit nem Arbeiterkinderchor
Die singen den Refrain dann ihren arbeitlosen Eltern vor.
Es singen schon die Angestellten, die Studenten und die Bauern.
Bald singens sogar die, die noch um Ludwig Ehrhard trauern.

Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!
Wer hat uns verraten? Wer hat uns verkauft?
Wer hat uns schlecht beraten? Sozialdemokraten!
Die haben gesagt wir helfen euch, und so viele haben ihnen geglaubt.

Karl Liebknecht hatte diesen Spruch auf seinem Schreibtisch stehn.
Und er hängt als Poster heut bei Oskar Lafontaine.
Und auch in Schleswig-Holstein versteht man gut den Sinn
Dort flüstersts Heise Simonis beim Tango vor sich hin.

Wer hat mich verraten? Sozialdemokraten!
Wer hat mich verraten? Wer hat mich verkauft?
Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!
Die haben uns verraten und die haben uns auch verkauft.

Und die Neuwahl die haben die verloren, damit muss man sich ja befassen
Jetzt kann man endlich aus vollstem Herzen die Regierung wieder hassen.
Ja das Schiff das ist am sinken und die Ratten die flohen sofort.
Doch sie kamen wieder zurück und brachten die schwarze Pest an Bord.

Wer, wer, wer, wer, wer hat uns verraten?
Das waren doch, sag mal waren das nicht… Sozialdemokraten.
Das waren die Sozialdemokraten, die haben uns verraten.
Die haben uns verraten, die haben uns verkauft.

Der Sozialstaat und der Sozialismus die sind beide tot.
Übrig sind nur hohle Phrasen und literweise rot.
Und wer steht an ihren Gräbern und hält lächelnd noch die Spaten?
Sagt nichts, lasst mich raten… Sozialdemokraten.
Und das ganze schöne Geld, wer hats an die Reichen verbraten?
Das waren doch, sag mal waren das nicht… Sozialdemokraten.

Wer hat uns verraten, wer hat so viel Geld?
Wer hat so viel PinkePinke, wer hat das bestellt?
Ja, wer, wer, wer, wer, wer hat uns verraten?
Ja, wer, wer, wer, wer, wer hat uns verraten?
Wer, wer, wer, wer, wer hat uns verkauft?

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Holzklotzwurf: Massen-Gentest in Niedersachsen

Nachdem die Sonderkomission in Niedersachsen den Holzklotz-Anschlag auf der A29 noch nicht aufklären konnte, wird ein Massen-Gentest ins Auge gefasst. Wieder einmal. Diesmal sollen 1.200 Jugendliche getestet werden. Dirk Hilbrecht von der Piratenpartei Niedersachsen ist besorgt:

dass „…die Freiwilligkeit an der Teilnahme nicht nur unerwähnt bleibt, sondern sogar gezielt unterlaufen werden soll. Die Polizei spekuliert offen auf einen ‚gesellschaftlichen Druck‘, an der Maßnahme teilzunehmen. Dabei ist von Gesetzgeber mit gutem Grund festgelegt, dass bei einem Massengentest ohne Verdachtsmomente die Teilnahme nicht nur freiwillig ist, sondern eine Nichtteilnahme zu keinerlei Nachteilen führen und insbesondere nicht als Anfangsverdacht ausgelegt werden darf.“

Das gipfelt dann darin, dass die Polizei nach dem Motto verfährt: „Wer keine Probe abgibt, wird sich uns erklären müssen“ oder „Es ist ganz einfach, sich von jeglichem Verdacht freizumachen“.
Und die dummbraven Bürger reihen sich fröhlich ein:

Ich wohn selber in der Nähe von Oldenburg und bin wohl auch betroffen. Aber dennoch nehme ich gerne daran teil wenn es hilft diese Schweine zu schnappen.

Sehr lustig, denn es dürfte nur eine Person geben, die wirklich mit einem Gentest helfen kann den Täter zu schnappen: der Täter selbst. Vielleicht noch ein naher Verwandter.

Die mathematische Wahrscheinlichkeit, mit einem Gentest den Täter _nicht_ zu schnappen liegt bei 1:1200 oder 99,917 Prozent.Toller Anfangsverdacht. Für die Polizei wird das sicher reichen.

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Die olympsiche Fackel

Die Olympische Fackel und das Olympische Feuer sollen den Frieden und die Verbundenheit zwischen den Völkern während der olympischen Spiele symbolisieren. Während der Olympischen Spielen der Antike zu Ehren des Zeus, waren Waffen- und Kampfhandlungen untersagt. Als Symbol für den Frieden brannte ein Feuer zu Ehren der Göttin Hestia.

wikipedia

Jetzt ist sie aus, die Flamme, der Fackellauf ist unterbrochen. Endlich hat die Charade ein Ende. Ursprünglich sollte die Fackel Frieden und Verbundenheit zwischen den Völkern repräsentieren, sie wurde jedoch zum Symbol des Gegenteil. Ein Symbol für den berechtigten Unfrieden und Zwist zwischen den Völkern.

Klasse Aktion. Unsere Gesellschaft ist noch nicht tot.

Edit:

Mehr als 3000 Polizisten, ein beweglicher Kordon aus 400 Sicherheitskräften rund um den Fackelträger, der seinerseits von chinesischen Beamten begleitet war, dazu joggende Feuerwehrleute entlang des Straßenrandes und Polizisten auf Rollschuhen; schließlich noch eine Motorradstreife vorneweg, kasernierte Gendarmen im Tross, berittene Polizei und Patrouillenboote auf der Seine und ein Hubschrauber im Himmel über Paris

Ein olympisches Feuer, das so bewacht werden muss, ist seine schiere Existenz nicht wert.

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Chaosradio Express: „Neusprech im Schnüffelstaat“

Grade habe ich Chaosradio Express CRE081 durch, der „Neusprech im Schnüffelstaat“ zum Thema hatte. Eine linguistische Analyse der Sprache von Politikern. Ganz abgesehen davon, wie die Begrifflichkeiten und Satzhülsen von Politikern fachgerecht zerpflückt wurden: einige Ideen und Fakten finde ich ganz besonders bemerkenswert.

Zum Einen:
So oft die Rede von „Sicherheit“, vor Allem wenn es um die Freiheit geht – wie oft erscheint das Wort „Sicherheit“ im Grundgesetz? Sechs Mal. „Freiheit“ zähle 50 Mal.

Zum Anderen:
So oft wird vom „starken Staat“ gesprochen. Auf die Idee eines Gegenbegriffs einer „starken Gesellschaft“ scheinen bisher nur wenige gekommen zu sein. Und ich persönlich weiß genau, was mir lieber ist. Eine Gesellschaft, die sich auch durch Terrorismus nicht in ihrem freiheitlichen und demokratischen Weg beeinflussen lässt, eine Gesellschaft die sich keine Angst einjagen lässt. Das Problem ist: eine solche Gesellschaft bedingt charakterlich erwachsene Bürger, und keine kindischen Feiglinge, die nach Papi Staat plärren, wenn der Charakter auf die Probe gestellt wird.

Datenschlamperei: Und ich dachte, das können nur die Briten.

In deutschen Behörden sind in den vergangenen drei Jahren mehrere hundert Laptops und PCs abhanden gekommen. Ein FDP-Bundestagsabgeordneter wirft der Verwaltung nun einen unverantwortlichen Umgang mit Datenträgern vor.

Spiegel Online

Soso, und ich hätte fast schon gedacht, sowas passiert nur bei den Briten. Weit gefehlt, im Land der Queen wird sowas nur effektiver aufgedeckt. Dort ist es jedes Mal ein einzelner kleiner Skandal, wenn mal wieder Notebooks mit – natürlich unverschlüsselten – Daten abertausender Bürger abhanden kommen.

Eilantrag: Verfassungsgericht schränkt Vorratsdatenspeicherung kräftig ein

Das Bundesverfassungsgericht hat dem Eilantrag von Gegnern der Vorratsdatenspeicherung teilweise stattgegeben. Zwar dürfen weiterhin Vorratsdaten gespeichert werden, allerdings nur in Fällen schwerer Straftaten ausgewertet werden.

Die Verfassungshüter erlegten der Bundesregierung auf, dem Gericht nun bis zum 1. September einen Bericht über die praktischen Folgen der Vorratsdatenspeicherung vorzulegen. Mit dem Beginn der Hauptverhandlung ist deshalb nicht vor Jahresende zu rechnen. In seiner vorläufigen Entscheidung grenzte das Gericht den Spielraum für den Datenabruf allerdings erheblich ein.

Spiegel Online

In der ZEIT ist eine klarere Begründung zu lesen:

„In dem Verkehrsdatenabruf selbst liegt ein schwerwiegender und nicht mehr rückgängig zu machender Eingriff in das Grundrecht aus Art. 10 Abs. 1 GG (Schutz des Telekommunikationsgeheimnisses)“, heißt es in der Begründung der Richter. Und weiter: „Ein solcher Datenabruf ermöglicht es, weitreichende Erkenntnisse über das Kommunikationsverhalten und die sozialen Kontakte des Betroffenen zu erlangen.“
(…)
Die Gegner der Vorratsdatenspeicherung feiern schon ihren Sieg. „Das Verfassungsgericht ist bei Eilentscheidungen traditionell zurückhaltend. Dass die Richter in diesem Fall die Weitergabe der Daten auf die Verfolgung schwerer Straftaten beschränkt haben, zeigt, dass hier ein gravierender Grundrechtseingriff vorliegt“, sagt Ralf Bendrath vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.

Den Lobbyisten der Musikindustrie sowie verschiedener Rechtevertreter dürfte damit ein Strich durch die Rechnung gemacht worden sein. Staatsanwälte dürfen also im Falle von Urheberrechtsverletzungen keine Vorratsdaten mehr anfordern.

Das kann aber in meinen Augen noch lange nicht alles gewesen sein. Ich erhoffe mir, dass das Gesetz in seiner Gänze spätestens Anfang nächsten Jahres gekippt wird. Aber wir sind auf dem richtigen Weg, ein Grund zur Freude. 🙂

Schlagzeilen / weitere Infos: (Update)

Wahlcomputerhersteller will Testberichte verbieten

Bereits die Bundesstaaten, die Ed Felten [Stanford-Professor] Wahlmaschinen zur Prüfung überlassen, machen sich nach Ansicht von Sequoia strafbar, da gegen Lizenzrechte des Herstellers verstoßen würde. Das geistige Eigentum der Firma dürfe nicht zum Zweck der „nicht zugelassenen Prüfung“ an Dritte weitergegeben werden. Prüfen dürfen nur von Sequoia abgesegnete Experten- ein Schelm, der böses dabei denkt.

HAHAHAHAHAHAHA.
Realsatire.
„Wählen dürft ihr gerne. Aber prüfen, ob alles mit Rechten Dingen zugeht dürft ihr nicht. Dann werdet ihr verklagt.“

Nur noch eine Frage der Zeit, bis das Wahlergebnis zum Geistigen Eigentum der Firma erklärt wird. Wäre ja auch noch schöner, wenn Wahlen transparent ablaufen würden.

[via gulli.com]

Forschung zur Abwehr von Steganographie

Die Fachhochschule St. Pölten in Österreich forscht an einem Ansatz zur Verhinderung von Steganographie.

Deren Vorschlag geht so:

Mit Hilfe von Zufallszahlengeneratoren und mathematischen Operationen wird bei der Übertragungen ein unhörbares Rauschen hinzugefügt. Dadurch ist eine etwaige versteckte Botschaft nicht mehr dechiffrierbar. Die normale Sprach- oder auch Bildübertragung wird dabei nicht gestört.
(…)
Dabei werden die übertragenen Daten prophylaktisch verändert und durcheinandergewürfelt, egal ob sie nun eine geheime Huckepack-Information enthalten oder nicht.

Janee, ich glaube es hakt!
Überhaupt frage ich mich, wie sowas funktionieren soll. Zwar könnte man dann steganographisch „behandelte“ Bilder nicht mehr ohne weiteres von A nach B schicken, aber was, wenn sich diese Bilder in einem komprimierten Archiv, womöglich mit Passwort befinden?
Bei solchen Meldungen fällt einem ja wirklich nichts mehr ein.

Psychologie Heute – Anschläge auf Schäuble und Lafontaine

In der aktuellen Ausgabe von „Psychologie Heute“ ist ein Essay erschienen, das die Attentate auf Oskar Lafontaine und Wolfgang Schäuble thematisiert.

Oskar Lafontaine und Wolfgang Schäuble wurden Opfer von Attentätern. Sie sind Gezeichnete. Beide vertreten heute teilweise andere Positionen als vor den Anschlägen. Es stellt sich die Frage: Inwieweit bestimmen posttraumatische Reaktionen politische Urteile und Entwicklungen?

Sehr interessant, ich hatte schon immer die Vermutung, dass vor Allem bei Schäuble der Anschlag eine große Rolle für seine aktuelle Politik spielt. Das geht sogar so weit, dass ich bezweifele, dass jemand der Opfer eines Attentats wurde noch ein guter Innenminister sein kann. Leider ist der Artikel nicht online verfügbar.

[via Mellowbox]

Zahlen zur Vorratsdatenspeicherung

Bei netzpolitik.org sind Zahlen zur Vorratsdatenspeicherung zu finden. Ich will jetzt nicht alles zitieren, sondern beschränke mich mal auf die Quintessenz.

Unter Berücksichtigung all dieser Umstände ergibt sich, dass die Verfolgung von Straftaten zu gerade einmal 0,002% durch eine Vorratsspeicherung von Verkehrsdaten effektiviert werden könnte.

Ehrlich, überrascht das jemanden? Ernsthaft? Bei der Vorratsdatenspeicherung geht es nicht um schwere Straftaten. Die Bevölkerung soll wissen, dass sie permanent überwacht wird. Und wer weiß, dass er permanent überwacht wird, verhält sich anders.

Rauchverbot beeinträchtigt Umsätze in Kneipen nicht.

Nun also doch. Was uns Vernünftigen schon lange klar war, ist jetzt auch für alle anderen in Zahlen gepresst worden:

Das Rauchverbot beeinträchtigt die Umsätze von Kneipen und Restaurants offenbar weniger stark als befürchtet. Die Gäste hätten sich schnell an das Verbot gewöhnt, berichtete der «Spiegel». (…) Je länger die Gesetze in Kraft seien, desto positiver entwickelten sich die Umsätze (…)

Dass es so eintreten würde wie es eingetreten ist, war keinesfalls überraschend. Man musste nur ohne Scheuklappen ins Ausland sehen, wie dort das Rauchverbot in Kneipen durchgesetzt wurde, und welche Folgen es hatte. Irland ist ein klassisches Beispiel.
Aber bei uns waren Drogensüchtige und ihre Lobby fest davon überzeugt, dass alles ganz anders kommen würde, und Kneipen reihenweise dicht machen würden. Schon alleine diese total irreale Einschätzung kann man als ein Symptom einer Krankheit (Drogensucht) ansehen.

Schäuble plus Schäuble 2.0

Ein sehr cooles Foto ist bei netzpolitik.org zu sehen, Schäuble mit STASI 2.0 Schäuble Flyer in der Hand:

Wir waren trotz minimaler Vorlaufzeit etwa 20 Demonstranten von Piratenpartei Rheinland-Pfalz, Grüner Jugend Rheinland-Pfalz, AK Vorrat Rheinmain und einem alternativen Jugendcafe in Bingen und aben uns mit großen Transparenten wie dem Demokratie/1984-Ortsschild und einer riesigen Schäublone mit STASI 2.0-Slogan direkt vor der Veranstaltungshalle positioniert, so dass alle, die in die Halle wollten, an uns vorbei mussten und uns sehr deutlich wahrgenommen haben.

Weitere Infos bei Netzpolitik.org.

Eine geniale Aktion, ein Bild das nachwirkt. Ja, der wird noch einiges zu spüren bekommen von den Leuten, die er so schamlos kollektiv überwacht sehen will.

USA kriegen legalen Zugriff auf deutsche Datenbanken

Mit dem Datenaustauschabkommen zwischen USA und BRD ergibt sich folgende Situation:

Deutschland und die USA werden verstärkt DNA-Daten, Fingerabdrücke und andere personenbezogene Daten austauschen. Das Abkommen hat auch für die Geschäftsführer hierzulande Konsequenzen. Erste Sicherheitsanbieter warnen vor Schnüffeleien durch US-Geheimdienste.
(…)
Kritiker warnen in diesem Zusammenhang, dass die USA damit nicht nur Daten von potenziellen Terroristen, sondern auch die von aktenkundig gemachten Demonstranten, Schwarzfahrern oder Asylbewerbern erhalten.

Bundesverfassungsgericht, bitte einschreiten! Wie viele erklärt verfassungswidrige Gesetze hat unsere aktuelle Regierung bereits auf den Weg gebracht? Ich kann es nicht mehr zählen.

DNA; Fingerabdrücke? Wer meint ihn beträfe das nicht: Fingerabdrücke hat jeder Pass, DNA wird bei jedem Autoradioklau genommen. Ja, vom Eigentümer des Autos, damit man sie von der evtl. DNA des Diebes abgleichen kann.

Inzest bleibt strafbar

Das Bundesverfassungsgericht hat heute mit sieben gegen einer Stimme entschieden: Inzest kann weiterhin strafbar bleiben. In der ZEIT wird dies ein „beklemmendes“ Urteil genannt. Dies hat zwei Gründe. Zum Einen stützt sich das Urteil auf moralische Ansichten („Moralgesetzgebung“), zum Anderen auf Argumente der Eugenik.

Für den Hallenser Rechtsprofessor Joachim Renzikowski stellt sich die Sache so dar:

Der Gesetzgeber kann also bei Strafe die Zeugung von Kindern verbieten, wenn bei ihnen ein nennenswertes Risiko besteht, einen genetischen Defekt zu bekommen. Zumindest hätte das Verfassungsgericht nichts dagegen. Es sagt mit seinem Urteilsspruch auch, das Inzest-Verbot würde dem Schutz der Volksgesundheit dienen. Das bedeutet im weiteren Sinne: Wenn der Gesetzgeber bei Strafe verbieten würde, dass Eltern, die an einer Erbkrankheit leiden, Kinder zeugen, wäre das für das Verfassungsgericht in Ordnung. Zumindest wurde heute mit dem Urteil einer solchen Entwicklung kein Riegel vorgeschoben.

Ab sofort kann also ein Gesetz erlassen werden, das z.B. einem Kleinwüchsigen bei Gefängnisstrafe(!) verbietet, sich zu vermehren. Eingeordnet in den historischen Kontext Deutschlands lässt mich das schwindelig und wütend werden. So etwas kann nicht sein.

Desweiteren bleibt das Gesetz unpraktikabel. Denn im Wortlaut verbietet §173 StGB nicht den Beischlaf generell und nicht die Zeugung, sondern lediglich den „vaginalen Beischlaf“, von oralen und analen Praktiken keine Rede. Konkret bedeutet das: wenn eine Frau von ihrem Bruder schwanger wird, muss der Staat nachträglich den vaginalen Geschlechtsverkehr nachweisen. Und dafür bedarf es entweder Zeugen, Geständnisse oder Beweismittel wie ein benutztes Kondom. Für die Angeklagten reicht eine Schutzbehauptung z.B. eine Spritze benutzt zu haben.

Der Rechtsprofessor weiter:

Renzikowski: Könnte man. Alle anderen Tatbestände, die unstrittig sind, werden durch andere Paragrafen abgedeckt: sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen, sexueller Missbrauch von Kindern, sexuelle Nötigung und natürlich Vergewaltigung. All das trifft im vorliegenden Fall nicht zu. Dass durch das Gesetz das Rechtsgut Familie geschützt würde, halte ich ebenfalls für kein überzeugendes Argument. So bleibt ja auch der einvernehmliche Beischlaf zwischen Adoptivgeschwistern oder Stiefvater und Tochter unbestraft.

Für mich klingt das danach, als hätten sich einige Männer und Frauen gewunden, um sich von einer zementierten Moralvorstellung nicht lösen zu müssen. Dass das Inzestverbot auf Dauer fällt, ist keine Frage. Die Problematik mit der Eugenik bleibt hingegen bestehen. Und ich bin sicher, dass uns das verfolgen wird. Wenn nicht jetzt, dann in Jahren, denn menschliches Leben wird in unserer Gesellschaft zunehmend nach seiner Rentabilität ausgerichtet.

weitere Infos im Lawblog.

Lacher des Tages von Polens Ex-Premier

Es gibt viele Gründe, die gegen ein eVoting sprechen. Aber sowas geniales habe ich noch nie gehört:

Das Internet werde vor allem von Leuten genutzt, die sich Pornografie ansehen, während sie Bier trinken, es sei daher für Wahlen nicht geeignet, meinte Kaczynski in einem Statement, das auf der Website der nationalkonserativen Partei Recht und Gerechtigkeit [PiS] veröffentlicht wurde, deren Vorsitzender Kaczynski ist.

*RÜLPS*
Ich gebs ja zu… 🙁