Die nächste Gendersau durchs Dorf getrieben – und ein paar Fakten

Spon macht seine Stahlschränke auf, und verwurstet drei Monate alte Tweets ausgerechnet wenige Tage vor der Landtagswahl in Niedersachsen. Offenbar um den Piraten maximalen Schaden zuzufügen, und sie als sexistisch hinzustellen. (Und nein, ich verlinke das jetzt ganz bewusst nicht)

Leider hat Simon Lange inzwischen seinen Blogeintrag geändert, so dass nicht mehr zu sehen ist, was da ursprünglich mal stand.

Während Femtrolle noch über die Bedeutung des Begriffs „sich prostituieren“ herumheulen, und dass das ja total schlimm sei (für wen eigentlich?) es Prostitution zu nennen, wenn „Journalisten“ für Geld/Macht/Klickzahlen/whatever alle journalistischen Grundsätze über Bord werfen, bleiben andere Arten von organisiertem  Sexismus völlig unbeachtet.

In Berlin hält man es zum Beispiel für völlig okay,  ein fundamentales Problem mit Kandidaten  des „falschen“ Geschlechts zu haben. So erklären 32 Leute öffentlich ausschließlich Frauen auf die ersten vier Listenplätze für die Bundestagswahl zu wählen. Das wären sämtliche aussichtsreichen Plätze für die Bundestagswahl 2013. Was genau würde wohl passieren, wenn eine ähnlich große Gruppe das in einem anderen Landesverband für Männer fordern würde?

Für die Akten:

Bei der Aufstellungsversammlung zur Landesliste für die Landtagswahl in Niedersachsen wurden 5 Frauen und 24  Männer gewählt. Das sind 17% Frauen und 83% Männer. Zwei der fünf Frauen sind in den ersten 9 Plätzen vertreten. Unter den aussichtsreicheren 9 Plätzen beträgt die Quote also 22%.

Das genaue Verhältnis von Frauen zu Männern in der Piratenpartei ist nicht bekannt, weil wir kein Merkmal „Geschlecht“ in unseren Daten erheben. Je nach Quelle und Einschätzung ist von 90% (eigene Schätzung) bis 97% Männeranteil (EMMA, 2009) bei den Piraten die Rede.
Obwohl Frauen offenbar also nur 10% oder sogar deutlich weniger der Piratenmitglieder ausmachen, machten sie über 20% der Top-Kandidaten für die Landtagswahl Niedersachsen aus.

Frauen haben es bei der genannten Aufstellungsversammlung durchschnittlich auf Platz 11,8 geschafft, Männer durchschnittlich auf Platz 15,6. Also dahinter. Soweit ich mich erinnere wurde nur eine einzige Frau nicht auf die Liste gewählt, hingegen haben es unzählige Männer nicht auf die Liste geschafft.

Mit Rückschlüssen bin ich dabei vorsichtig. Dass Frauen irgendeine Art von „Bonus“ genießen lässt sich daraus meines Erachtens nicht schließen. Auch nicht woher diese statistische Ungleichverteilung kommen mag, dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Allerdings sieht man – und das meiner Meinung nach recht deutlich – dass Frauen bei den Piraten (Niedersachsen) bei den Aufstellungsversammlungen weder zur Basis unterrepräsentiert sind noch irgendwie benachteiligt werden.

Das ist ein etwas, das ruhig einmal zur Kenntnis genommen werden kann. Vor Allem wenn die nächste Gendersau durchs Dorf getrieben wird.

Ein Gedanke zu „Die nächste Gendersau durchs Dorf getrieben – und ein paar Fakten“

  1. Ich glaube ja immer noch, dass die Piraten mit dem Postgenderansatz besser gefahren sind, dass gab ihnen so was erfrischend unpolitisches. Ich glaube auch nicht, dass sie in den feministischen Bereichen wirklich Stimmen erobern können mit einem Männeranteil von 90%, selbst wenn die Quote im Verhältnis zum Frauenanteil in der Politik gut ist.

    Vielleicht sollten die Piraten da eher zu ihren Wurzeln zurückkehren.

    Wie war den der Frauenanteil unter den Wählern der Piratenpartei?

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